Die Grundidee für die Werkreihe band besteht darin, schon vorhandene Sprach-Klänge analog -instrumental- zu resynthesisieren.
Es gibt Klänge, die, selbst in der ungefährlichen Form einer digitalen Aufnahme, noch genug ihrer Aura behalten, um unhörbar zu bleiben. Dies ist ein Versuch, ihre pavlovsche Beschwörung zu durchbrechen: sie zu profanieren. bandskizzen (band III, 2010-11) for 6 megaphone players and tape
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"Im Falle des Verschwundenen ... das ist eine Unbekannte, der Verschwundene ... wenn er auftauchen würde, gut ... wird er einer X Behandlung ausgesetzt ... und wenn das Verschwinden sich in eine ... Gewissheit ... über seinen Tod ... wandeln würde ... wird er einer Z Behandlung ausgesetzt ... aber so lange er verschwunden ist, nein, kann der Fall nicht behandelt werden ... es ist eine Unbekannte ... es ist verschwunden ... es hat keine Entität ... es ist nicht da ... entweder lebendig oder tot ... es fehlt."
GENERAL JORGE RAFAEL VIDELA während einer Pressekonferenz 1979 "... frente al desaparecido ... es una incognita el desaparecido ... si apareciera, bueno ... tendra un tratamiento X ... y si la desaparicion se convirtiera en ... certeza ...... de su fallecimiento ... tendra un tratamiento Z ... pero mientras sea un desaparecido no, no, no puede tener ningun tratamiento especial .... es una incognita .... es un desaparecido .... no tiene entidad ... no esta ... ni muerto ni vivo ... esta desaparecido" GENERAL JORGE RAFAEL VIDELA durante una conferencia de prensa, 1979 >>> Aus diesem Dokument wurde ein Fragment ausgewählt und mit verschiedenen Zeitskalen wiederholt. Diese Versionen wurden hintereinander gestellt: als Landschaft. Das Stück besteht daraus, diese Landschaft durch eine Reihe verschiedener Strategien zu erkunden, basierend haupsächlich auf einer Technik namens "Konkatenative Resynthese". Das Terminus an sich mag fremd klingen, die Anwendungen begegnen einem aber regelmässig: die Spracherkenung-Software einer Hotline, die Stimme des Navigationskomputers, die dazu auffordert, links oder rechts abzubiegen, bedienen sich dieser Technologien.
>>> Das Prozedere ist überschaubar: ein Klang wird in kleine Fragmente geteilt; jedes Fragment wird analysiert. Aus einer Datenbank, bestehend aus Referenzklängen, wird eins ausgewählt, dessen spektrale Eigenschaften am besten mit denen des Originalklanges korrespondieren. Wie in einem Mosaik wird die Quelle durch die Konkatenation jener Referenz-Fragmenten resynthetisiert, allerdings nicht in ihrer urprünglichen Form, sondern als live Aufführung: analog. >>> In den normalen Anwendungen wird diese Datenbank aus Klängen gebildet, die dem zu resynthetisierenden Klang ähnlich sind: eine individuelle Stimme wird durch eine Sammlung von Referenzstimmen rekonstruirt. In meinem Stück ist dies nicht der Fall: die Datenbank besteht auschliesslich aus Klängen, die mit einem Megaphon ohne Verwendung der Stimme erzeugt werden können. Die Resynthese ist analog: die Konkatenation wird als Partitur codiert, deren Realisierung synchron mit der original Aufnahme aufgeführt wird. Statt eine Stimme zu verstärken, werden die Megaphone selbst zu Stimme. Nur die Stimmbänder fehlen.
>>> Die Megaphone werden ein- und ausgeschaltet, gezupft, geschlagen, geblasen, gestrichen, gerieben. Sie liegen auf Tischen, mit dem Trichter nach unten. Indem der Spieler die Offnung des Megaphons verändert, können verschiedene Klänge erzeugt werden, die dem Sprachklang ähnlich sind -wie bei einem Wa-Wa Dämpfer. |