|
Score |
„Mitte 1916 veröffentlicht die Prüfstelle für Ersatzglieder einen Aufsatz über „Die Normalisierung der Schraubengewinde un der Befestigungzapfen der Ansatzstücke". Der Autor entwirft einen Standardsatz für Gliederteile, der alle Inkompatibilitäten zwischen Prothesenteilen beenden soll. Zentral ist dabei die Normierung der Verbindung Arm und "Ansatzstück", künstliche Hand und Werkzeug. Sie muss unabhängig von der Bauart des Armersatzes den verschiedenen Anforderungen der Ansatzstücke für einzelne Berufe angepasst werden können. Erst dann wären die Amputierten wie ihre Werkzeuge effektiv untereinander austauschbar.“ Peter Berz, „Ersatzglieder“, in Der (im)perfekte Mensch. Metamorphosen von Normalität und Abweichung
|
Der Klang eines Streichinstruments wird mit dem Bogen produziert. Wie klingt eigentlich dieser Bogen? Den Bogenklang an sich zu mikrfonieren ist frustrierend: die Topographie der Bogenbewegung (Richtung, Geschwindigkeit, Position) hat eine geringe akustische Auswirkung. Ein Kontrastmittel wird eingesetzt: statt mit Haaren ist der Bogen mit einem Tonband bespannt, der Spielkopf wird auf das Instrument befestigt. Das Instrument spielt den Bogen. Die Kulturtechnik hinter der Bogenapparatur bleibt unangetastet, wir verschieben nur die Perspektive. Ein Tremolo wird zur Granularsynthese, Geschwindigkeit übersetzt sich in Tonhöhe, beim Aufstrich erklingt das Band rückwärts. Nun ist klar, dass die Musiker das Band nicht mit derselben Genauigkeit einer Maschine über den Tonkopf ziehen können. In diesen Schwankungen, Verzerrungen und Transpositionen verbirgt sich der Klang unserer gescheiterten Natur.
|
The sound of a string instrument is produced by the bow. How does this bow actually sound? To microphone the bow sound is frustrating: the topography of the bow movement (direction, speed, position) has limited acoustical implications. Instead, the hair of the bow is replaced by magnetic tape, a playhead is attached to the instrument. The relationship has been inverted: the instrument plays the bow. The cultural technique behind the bow-apparatus stays unpolluted, the perspective is shifted. A tremolo turns into granular-synthesis, speed is translated into pitch, during an upbow we hear the tape in reverse.
It is clear that the musicians are unable to draw the tape along the playhead with the same precission of a maschine. Hidden in these fluctuations, distortions and transpositions is the sound of our failed nature. |